Für Elon Musk hat der „Woke-Virus“ sein Kind „getötet“, weil es trans ist. Nicht nur in den USA radikalisieren sich konservative Kräfte in Geschlechterfragen – oft mit Verweis auf die Bibel. Wie religiöse Transpersonen damit ringen, ihren Glauben und ihre Identität unter einen Hut zu bringen, während sie von ihren Kirchen oft ausgegrenzt werden, erkundet die neue Doku „Trans und Religiös?“ von Fritz Kalteis und Amelie Sztatecsny.
In der neuen Kreuz und Quer-Dokumentation „Trans und Religiös?“ fragen Fritz Kalteis und Amelie Sztatecsny nach, ob und wie das überhaupt zusammengehen kann: Transidentität und Religiosität – insbesondere im Christentum. Dieses lehnt „geschlechtsangleichende Maßnahmen” wie Hormongaben oder Operationen weitgehend ab. Als Begründung wird auf die Bibel verwiesen, im Besonderen auf die Schöpfungsgeschichte und die darin vermeintlich festgeschriebene Dualität von Mann und Frau, männlich und weiblich.
Theo Schenkel ist katholischer Religionslehrer in Baden-Württemberg – und transidenter Mann. Für die katholische Kirche – und damit seinen Arbeitgeber – gilt er aber noch immer als Frau, seine Beziehung als gleichgeschlechtliche. Jahrelang muss er deshalb um seine berufliche Zukunft zittern. Doch selbst nach einer Änderung des Arbeitsrechts der katholischen Kirche in Deutschland vor zwei Jahren erkennt ihn die Kirche nicht als männlich an. „Diese Ambivalenz hat für mich zur Folge, dass ich mir immer wieder überlegen muss, wie lange ich noch in dieser Kirche bleiben kann oder ob ich hier willkommen bin?“
Der Vatikan argumentiert, dass jeder “geschlechtsverändernde Eingriff“ die „einzigartige Würde” bedrohe, die der Mensch vom Moment der Empfängnis an besitze. Für Theo Schenkel sind Aussagen wie diese ein Schlag ins Gesicht. Sie hätten „enormes Potenzial, zu verletzen.“ Die Psychotherapeutin Cornelia Kunert registriert eine steigende Nachfrage nach Beratung zum Thema Transidentität. Das habe aber keineswegs mit einem vermeintlichen „Hype“ um das Thema zu tun, sondern mit einer zunehmenden Offenheit dem Thema gegenüber. Das gebe Transpersonen Mut, herauszutreten und zu ihrer Identität zu stehen. Sie plädiert dafür, sich vom „dauernden Sündenbewusstsein“ zu befreien: „Die eigentliche Sünde ist das ungelebte Leben. Die Angst, die Depression – das kommt alles aus dem Ungelebten. Man muss selber spüren, was will mein Leben von mir, wie bin ich gemeint?“
KREUZ UND QUER: „TRANS UND RELIGIÖS?“
Eine Produktion von Feature Film im Auftrag des ORF.
Regie: Fritz Kalteis und Amelie Sztatecsny
Buch: Amelie Sztatecsny und Fritz Kalteis
Kamera: Julian Giacomuzzi, Martin Telser, Stefan Vucsina
Ton: Martin Telser, Stephan Bobek
Schnitt: Pete Winkelhofer
Tonmischung: Emanoel Bruckmüller
Sprecher: Lukas Wurm
Farbkorrektur: Thomas Loacker
Archivbetreuung ORF: SiIvia Heimader
Redaktion ORF: Irene Klissenbauer
Produktion: Feature Film
Erstausstrahlung am 12. November 2024
22:35, ORF 2